Dey, demm, deren?

Ich wurde zusammen mit Mithu Sanyal und dem Verlag worte_n & meer von Sonja Eismann für die Missy interviewt und habe ein paar Gedanken zu gendern, genderneutraler und queerer Sprache in der Literatur und in meinen eigenen Texten geteilt:

Wie inklusiv schreibt oder editiert ihr selbst? Frederik Müller: In Artikeln gendere ich meist mit er*sie, wo ich im Englischen „they“ nutzen würde. In Theatertexten finde ich es schwieriger – da möchte ich, dass es smooth ist oder, wenn es holprig klingt, mit Grund holpert. Ich schreibe manche Figuren geschlechtlich uneindeutig, manche wiederum sehr eindeutig. Gender an sich sehe ich nicht als Problem, sondern als etwas, das Freude machen soll. Aber nicht alle Figuren lassen sich binär gendern. Mit dem Kollektiv Technocandy haben wir kluge Lösungen gefunden: Wir haben auf Ausdrucksweisen zurückgegriffen, bei denen es um Genus, also Grammatik, nicht um Gender, also Identität, geht. In „Schaffen“ sprachen wir von uns selbst als Raupen. So waren unsere Pronomen die Pronomen der Raupe. Wir sagten: „Einmal war ich eine Raupe und erlebte xyz.“ Wir formulierten unsere Vergangenheit als Raupen – die später zu Schmetterlingen werden würden -, als Vergangenheit der Gewalt, die geschlechtsspezifisch und teilweise rassistisch war. Als Performer*innen hatten wir unterschiedliche Gender und Positionen, was bspw. Rassismuserfahrung angeht, die wir aber durch die übergreifende Form der Raupe nicht ausbuchstabieren mussten. Das fand ich befreiend. Als Körper und Performance auf der Bühne blieben wir gegendert und verschieden, sprachlich konnten wir uns aber in eine Gemeinsamkeit formulieren. Besser als „FLINTA*“ und andere Versuche, doch nur eine falsche Binarität festzuhalten. Beim Stück „Toxic“ wiederum waren wir alle männlich gegenderte Soldaten-Prepper. Dadurch war es möglich, über Männlichkeit kritisch und affirmierend, fluide und bruchstückig zu sprechen.

https://missy-magazine.de/blog/2022/03/14/immer-dieses-tei/

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